Aber zurück zu den „Maidanen“, den Protesten auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz. Der Hauptunterschied der diesjährigen Maidane zu den Maidanen im Jahr 2004 ist, dass die Mehrheit der Protestierenden die Oppositionspolitiker darum baten, nicht mit den Fahnen ihrer Parteien aufzukreuzen. Sogar die studentische Jugend, die sich in letzter Zeit aktiv an den Protesten beteiligte und Streiks an mehreren Universitäten angestoßen hatte, verkündete: Das Ziel des Protests sei, die Regierung dazu zu zwingen, den EU-Assoziierungsvertrag doch noch zu unterzeichnen.
Die Proteste richteten sich also nicht gegen die Regierung – sonst hätte ja die Opposition sie anführen müssen. Die Proteste waren ein Versuch, auf die Regierung Druck auszuüben. Und die Staatsmacht, verkörpert durch Janukowitsch, zuckte mit den Schultern und zeigte Putin mit den „Maidanen“, dass die Ukraine eine Wahl hat, in welche Richtung sie gehen will. Es sei denn, Russland stellt riesige Summen für die Lösung aller innerukrainischen Budgetprobleme zur Verfügung.
Der EU und der gesamten Welt konnte Janukowtisch nun zeigen, dass das Volk nach Europa will. Im Gegenzug bedeutet das: Der Westen muss die Forderungen an die Ukraine zurückschrauben und mehr materielle und politische Hilfe anbieten.
Mit diesen Überlegungen will ich nicht die Protestierenden erniedrigen oder die Bedeutung der „Euromaidan“ schmälern. Überhaupt nicht. Es ist so: Wieder einmal war eine typisch ukrainische paradoxe Situation entstanden, in der ein ehrlicher Impuls aus dem Volk von der Staatsmacht als ein Instrument im Dialog mit Russland missbraucht werden kann. Hätten die Gespräche mit Russland plötzlich Erfolg gehabt, wären die „Euromaidane“ ganz schnell in die Opposition umgemünzt.