Trend zu einer offeneren und liberaleren Weltordnung beginnt zu stocken
In Ländern wie China und Indien entstanden riesige neue Mittelschichten, doch deren Tätigkeit ersetzte die Arbeit, die zuvor die etablierten Mittelschichten in der entwickelten Welt verrichtet hatten. Die Fertigungsindustrie verlagerte sich kontinuierlich aus Europa und den Vereinigten Staaten nach Ostasien und in andere Niedriglohnregionen.
Mitte des letzten Jahrzehnts begann der Trend in Richtung einer immer offeneren und liberaleren Weltordnung zu stocken und kehrte sich schließlich um. Dieser Wechsel fiel mit zwei Finanzkrisen zusammen: Die erste, 2008 verursacht vom US-amerikanischen Subprime-Markt, führte zu der sich anschließenden Großen Rezession. Die zweite war die Eurokrise nach der drohenden Staatspleite Griechenlands.
Eine Reihe autoritärer Länder, angeführt von China und Russland, ist seitdem viel selbstbewusster und energischer geworden: Das Erstere propagierte sein „China-Modell“ als eindeutig undemokratischen Pfad zu Entwicklung und Reichtum, während Russland die liberale Dekadenz der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten attackierte.
In beiden Fällen verursachten elitäre politische Maßnahmen weltweit heftige Konjunkturrückgänge, hohe Arbeitslosenquoten und Einkommensverluste für Millionen gewöhnlicher Beschäftigter. Da es sich bei den Vereinigten Staaten und der Europäische Union um führende Vertreter des Systems handelte, schadeten die Krisen dem Ruf der liberalen Demokratie als Ganzem.
Der Soziologe Larry Diamond charakterisiert die Jahre nach den Krisen als Periode einer „demokratischen Rezession“, in der die Gesamtzahl demokratischer Staaten in praktisch allen Gebieten der Welt zurückging.
Eine Reihe autoritärer Länder, angeführt von China und Russland, ist seitdem viel selbstbewusster und energischer geworden: China propagierte sein „China-Modell“ als eindeutig undemokratischen Pfad zu Entwicklung und Reichtum, während Russland die liberale Dekadenz der Europäischen Union und der Vereinigten Staaten attackierte.
Etliche Länder, die in den 1990er Jahren den Eindruck erfolgreicher liberaler Demokratien gemacht hatten, glitten ab in autoritärere Regierungsformen, darunter Ungarn, die Türkei, Thailand und Polen.