Wechselbeziehungen zwischen Sport, Außenpolitik und Kulturdiplomatie
Mehrere Schlüsselthemen können also bestimmt werden, welche die Wechselbeziehungen zwischen Sport, Außenpolitik und Kulturdiplomatie verdeutlichen.
Betrachten wir zunächst die Verbindungen zwischen Sport, Freizeit und Kultur. Der moderne Sport ist wohl oder übel Teil der kulturellen Textur moderner Industriegesellschaften. Unabhängig von Fragen der Hoch- oder Populärkultur, gehört der moderne Sport zur Körperkultur und zu kulturellen Entscheidungen von Menschen in der Zivilgesellschaft. Die entsprechenden Vorgehensweisen werden gleichwohl durch Gender, Klasse, ethnische Zugehörigkeit und andere in Gesellschaften existierenden Spannungslinien umrissen und geprägt. Zudem werden sie strukturiert durch die Handlungen von Nationalstaaten, sowohl von den angestrebten innenpolitischen und außenpolitischen Zielen als auch von den genutzten kulturellen Strategien. Der Wettstreit um die Gastgeberrolle bei Großveranstaltungen ist ein Paradebeispiel.
Neu ist dies nicht. Zwei miteinander verbundene Prozesse unterstützten, wie oben ausgeführt, das Aufkommen und die globale Verbreitung des Sports im späten 19. Jahrhundert: Nationalismus und Internationalismus. Die Hymne, das Emblem und die Flagge gehörten so sehr zu den kulturellen Zeremonien des globalen Sports wie die Behauptungen, moderne Olympischen Spiele hätten die Macht, die Botschaft des Internationalismus zu verbreiten.
Unabhängig von Fragen der Hoch- oder Populärkultur, gehört der moderne Sport zur Körperkultur und zu kulturellen Entscheidungen von Menschen in der Zivilgesellschaft.
Damals wie heute strebten neue Nationen danach, dem IOC (Internationalen Olympischen Komitee) und der Fifa (Fédération Internationale de Football Association), wie auch dem Völkerbund oder den Vereinten Nationen beizutreten.
Im Kontext von Veranstaltungen mit vielen Sportarten wie den Olympischen Spielen wurden Beziehungen zwischen den Staaten unterhalten – wenngleich in einer weniger anspruchsvollen Art als heute. Ein Paradebeispiel dafür, wie Sport, Kulturdiplomatie und Außenpolitik verflochten waren, gab es im Zusammenhang mit der Gründung der „British Empire Games“ (BEG). Sie wurden erstmals 1930 in Hamilton, Kanada, ausgetragen und zielten darauf ab, die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verbindungen des Imperiums zusammenzuführen.
Die Hymne, das Emblem und die Flagge gehörten so sehr zu den kulturellen Zeremonien [...] wie die Behauptungen, moderne Olympiaden hätten die Macht, die Botschaft des Internationalismus zu verbreiten.
Man denke dabei nur an die Beteiligung irischer Sportler bei den Eröffnungsspielen. Ihre Teilnahme beschwor Themen der nationalen und kulturellen Identität herauf und war verflochten mit Fragen zur Organisation des Sports auf einer gesamtirischen Ebene und der Loyalität von Teams im internationalen Wettbewerb. Der Irische Freistaat, der „Irish Free State“ (IFS) war 1922 gegründet worden, obwohl sechs Countys von Irland Teil des Vereinigten Königreichs blieben. Dieses Territorium wurde unter dem Namen Nordirland bekannt. In der folgenden Phase, die ihren Höhepunkt in der irischen Verfassung (1937) hatte, wurden mehrere Veränderungen an den Gesetzen des IFS vorgenommen, die den Verweis auf den Treueschwur zur britischen Krone entfernten und die Verbindungen zur Gerichtsbarkeit des Vereinten Königreichs abbrachen. Sie hielten aber daran fest, dass „die gesamte Insel Irland, ihre Inseln und territorialen Meere" ein einziges „nationales Territorium“ bildeten.