Wand mit Stecknadeln und darüber verknüpfte Fäden zu einem Netzwerk.

Empowering Women in Tech: Begegnungen und Perspektiven in Barcelona

Im Rahmen des Vortragsprogramms der Bundesregierung reiste Sophia Tran nach Barcelona, um mit Vertreter:innen der spanischen Start-up-Szene zu sprechen und Schüler:innen für einen Beruf in der Tech-Branche zu motivieren.

Spanien, bekannt für eine lebendige Tech-Szene, war Ziel meiner Vortragsreise, die ich im Herbst 2023 im Auftrag des Vortragsprogramms unternahm. Mit engagierten Unternehmerinnen sprach ich über die Herausforderungen, mit denen Frauen auch in der spanischen Tech-Branche konfrontiert sind. Meine Reise führte mich unter anderem zum Juno House, dem ersten Mitgliederclub Barcelonas, der von und für Frauen konzipiert wurde und den Fokus auf ganzheitliches Wohlbefinden und berufliche Entwicklung legt, sowie zum NeDeNa, dem Netzwerk deutschsprachiger Nachwuchskräfte.

Der schwierige Weg von Frauen in eine männerdominierte Branche

Von der Finanzierung bis zur Chancengleichheit – der Weg von Frauen in die Tech-Branche verläuft auch in Spanien nicht ohne Hindernisse. Einige Frauen berichteten, dass es schwierig sei, an finanzielle Mittel zu kommen, und dass ihre Ideen oft nicht ernst genommen würden. Das verwunderte mich nicht, arbeiten wir doch auch in Deutschland noch daran, mehr Frauen für technische Berufe zu begeistern und für eine breitere Anerkennung zu sorgen.

Die Innovationskraft und Entschlossenheit der Spanierinnen war für mich dennoch beeindruckend. Viele hatten bereits ihr eigenes Unternehmen gegründet, andere planten den Schritt in absehbarer Zeit. Auch die Branchenvielfalt begeisterte mich: Von Mode über Genuss bis hin zu Techniklösungen war alles vertreten. Fragen wurden nicht immer vor großem Publikum gestellt, sondern im Anschluss an meine Vorträge: „Wie wird man Investorin?“, „Wie setze ich mich als Frau in der Tech-Branche durch?“ und „Wie erhalte ich als weibliche Gründerin Investitionen?“ Ich riet ihnen, sich nicht von Stereotypen abschrecken zu lassen, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben und mutig den eigenen Weg zu gehen.

Aufklärung an Schulen: mangelhaft bis ungenügend

Der Austausch mit Schülerinnen und Schülern der Deutschen Schule und der Barcelona German Business School war für mich ebenso erleuchtend. Sie zeigten großes Interesse an der Zukunft von Frauen in der Tech-Branche und stellten Fragen, die auf ihre eigene Neugier und Faszination für Technologie schließen ließen.

Ich riet ihnen, sich nicht von Stereotypen abschrecken zu lassen, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben und mutig den eigenen Weg zu gehen.

Es zeigte sich, dass noch immer zu wenig über berufliche Perspektiven in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) und über Alternativen zur Festanstellung aufgeklärt wird. Aber auch die Erziehung spielt eine Rolle. Mädchen müssen lernen, selbstbewusst zu sein und dass sie gesellschaftlichen Rollen nicht entsprechen müssen.

„Du schaffst das nicht!“

Ich persönlich habe in der Tech-Branche sowohl Unterstützung als auch Ablehnung aufgrund meines Geschlechts erfahren. Nicht nur einmal wollte man(n) mir einreden, dass ich mich lieber für einen anderen Weg entscheiden sollte. Und jedes Mal sagte ich mir: „Jetzt erst Recht!“ Meine Entscheidung, das Elektrotechnikstudium abzubrechen, war Teil dieses Weges. Ich wollte nicht nur Sachverhalte und Formeln auswendig lernen und wiedergeben, sondern praxisnah arbeiten. Ein MINT-Studium ist sicherlich ein solider Grundstein, aber es gibt viele Möglichkeiten, in der Tech-Branche Fuß zu fassen, und Leidenschaft und Initiative sind genauso wichtig wie ein formaler Bildungsweg.

Ein Lösungsansatz: Investieren in die Zukunft

Bei „Spotlight! Ventures“, dem Investmentunternehmen, das ich 2021 gegründet habe, steht die Förderung von Frauen in der Tech-Branche im Fokus. Bei der Auswahl der Start-ups achten wir darauf, dass mindestens die Hälfte des Gründer:innen-Teams aus Frauen besteht.

Eine ausgewogene Beteiligung von Frauen in technologischen Berufen treibt nicht nur die Innovation voran, sie führt auch zu diverseren und zukunftsfähigen Lösungen. Das ist inzwischen mehrfach bewiesen. Frauen mögen risikoaverser sein als Männer, aber wenn sie gründen – das bestätigt auch unsere Erfahrung – dann sind die Unternehmen langfristig erfolgreich.

Darüber hinaus ermutigen wir insbesondere Frauen, technologiebasierte Unternehmen zu gründen. Dafür stellen wir ihnen Ressourcen wie Schulungen zur Verfügung, vernetzen sie mit spannenden Persönlichkeiten und bieten ihnen eine Präsentationsplattform.

Empowerment durch Technologie

Laut einer aktuellen McKinsey-Studie zum Thema „Women in Tech“ sind nur 22 Prozent aller europäischen Tech-Jobs von Frauen besetzt. Beide Länder, Spanien und Deutschland, stehen gleichermaßen vor der Herausforderung, mehr Frauen für die Tech-Branche zu gewinnen. In Deutschland hat sich die Sichtbarkeit von Frauen in der Tech-Branche in den letzten Jahren positiv verändert. Es gibt verstärkt Bemühungen, Frauen zu fördern. Aber es muss noch viel getan werden.

Laut einer aktuellen McKinsey-Studie zum Thema „Women in Tech“ sind nur 22 Prozent aller europäischen Tech-Jobs von Frauen besetzt.

Ich bin davon überzeugt, dass Technologie die Welt zum Besseren verändern kann. Mein Motto lautet daher: Empowerment durch Technologie. Digitale Mentorship-Plattformen wie das Female Investors Network spielen dabei eine entscheidende Rolle. Frauen erhalten hier nicht nur Fachwissen. Sie lernen, sich selbstbewusst zu präsentieren und haben die Möglichkeit, sich weltweit zu vernetzen und von den Erfahrungen erfolgreicher Unternehmerinnen, unter anderem aus der Tech-Branche, zu profitieren. Einige Frauen in Barcelona erzählten mir von ähnlichen Plattformen in Spanien.
Die Vortragsreise hat mir nicht nur wichtige Einblicke in die spanische Tech-Branche gewährt, sie hat mich einmal mehr darin bestärkt, Frauen auch künftig zu ermutigen, ihrer Leidenschaft für Technologie zu folgen.

Über die Autorin
Portrait von Sophia Tran
Sophia Tran
Gründerin und CEO von „Spotlight! Ventures“

Sophia Tran ist Gründerin und CEO von „Spotlight! Ventures“. Außerdem engagiert sie sich als Landessprecherin des Deutschen Startup-Verbands in Nordrhein-Westfalen und im Beirat für die Junge Digitale Wirtschaft NRW. Sie ist als Tech Influencerin in Social Media bekannt sowie als Moderatorin internationaler Tech-Konferenzen und verschiedener Fernsehformate wie Abenteuer Leben (Kabel 1), Galileo (ProSieben) und GIGA.tv.

Vortragsprogramm der Bundesregierung

Expert:innen aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien informieren in Vorträgen und Podiumsdiskussionen aktuell und vielschichtig über Deutschland. Das ifa organisiert das Vortragsprogramm der Bundesregierung zusammen mit den deutschen Botschaften und Konsulaten im Ausland. Es richtet sich an Multiplikator:innen der Zivilgesellschaft in diesen Ländern. Weitere Informationen auf der Website des ifa.