Es gibt eine Reihe komplizierter geopolitischer Unsicherheiten, die in der Zukunft die Beziehungen zwischen China und Europa behindern könnten, und zwar auf unvorhersehbare Weise. Trotzdem hört man in öffentlichen und akademischen Debatten zur Zukunft der chinesisch-europäischen Beziehungen einen (vorsichtig) optimistischen Ton. Dies gilt besonders in China. Beispielsweise veröffentlichte Professor Wang Yiwei, ein Experte für internationale Beziehungen an der Renmin Universität in China am 31. Mai 2017 einen Kommentar auf Seite eins der „People’s Daily Overseas Edition“, einen Tag vor dem offiziellen Besuch von Chinas Premier Li Keqiang in Europa, der ein rosiges Bild der künftigen Beziehungen zwischen China und Europa zeichnete.
Er schrieb darüber, dass der globale Einfluss dieser Beziehungen in Zukunft stärker sein wird, da sowohl das „globale China“ als auch das „globale Europa“ zu wichtigen Polen im 21. Jahrhundert werden. Diesen Optimismus kann man teilweise als Nebenprodukt sehen von Chinas wachsender Selbstsicherheit in den auswärtigen Beziehungen im Allgemeinen und mit Europa im Besonderen. Zudem haben China und Europa die gleiche Schlussfolgerung gezogen: Sie brauchen mehr als je zuvor ein kooperatives und partnerschaftliches Verhältnis miteinander, um im Zeitalter von Trump mit den verschiedenen Unsicherheiten auf globaler Ebene umzugehen.
Sie haben auch das gemeinsame langfristige Ziel, eine wahrhaft multipolare Weltordnung herzustellen. Aus chinesischer Sicht hält man die Beziehung mit Europa für weniger schwierig als die Beziehungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Nachbarn Japan. Denn weder eine intensive geopolitische Rivalität (wie etwa zwischen China und den USA) noch die Last der Geschichte (die der Beziehung mit Japan schadet) sind Hindernisse in den aktuellen oder zukünftigen Beziehungen zwischen China und Europa. Diese sind relativ frei von Ballast und so kann man besser nach vorne schauen.
Aus Sicht Chinas ist dies nun tatsächlich die richtige Zeit, um die „strategische Partnerschaft“ mit der Europäischen Union zu stärken.
Dafür sprechen mindestens zwei triftige Gründe. Zum einen hat Präsident Xi Jinping gerade seine zweite Amtszeit, also weitere fünf Jahre (2017-2022) angetreten. Zum anderen wurde unter seiner Führung 2013 Chinas ehrgeizige „Belt and Road Initiative” (BRI) gestartet und ist nun voll im Gang – in Eurasien und in den Nachbargebieten.
China und Europa haben die gleiche Schlussfolgerung gezogen: Sie brauchen mehr als je zuvor ein kooperatives und partnerschaftliches Verhältnis miteinander, um im Zeitalter von Trump mit den verschiedenen Unsicherheiten auf globaler Ebene umzugehen.
Die „strategische Partnerschaft“ zwischen China und der EU begann offiziell im Jahr 2003. Seitdem hat es in den Beziehungen zwischen China und der EU Höhen und Tiefen gegeben. Es kam zu Auseinandersetzungen, die man in einer Partnerschaft zwischen der größten Gruppe entwickelter liberal-demokratischer Länder und dem größten sich entwickelnden autoritären Land als unvermeidlich betrachten könnte. Diese Auseinandersetzungen haben teilweise mit dem Handel zu tun und teilweise mit verschiedenen Auslegungen grundlegender Menschenrechte und zentraler politischer Werte. Einige dieser Auseinandersetzungen, vor allem jene, die sich auf den Handel bezogen, sind beigelegt worden; andere, vor allem jene, die politische Werte und Ideologien betreffen, werden wahrscheinlich in absehbarer Zukunft nicht beendet werden. In diesem Zusammenhang stellt sich nun die Frage: Wohin entwickeln sich die Beziehungen zwischen China und Europa in den nächsten fünf Jahren?
Seit 2014 haben chinesische politische Akteure und Wissenschaftler offen dazu aufgerufen, die mehrdimensionale Beziehung zwischen den beiden zentralen Zivilisationen, die China und Europa darstellen, zu stärken.
Laut einer neuen, von Martin Jacques, einem Chinaexperten in Großbritannien, inspirierten Sichtweise einiger chinesischer Wissenschaftler hat es China verdient, als „zivilisierter Staat“ behandelt zu werden, dem es wie auch Europa gelungen ist, mit einer fortlaufenden / ununterbrochenen Zivilisation zu überleben.
Um die chinesische Zivilisation neu zu beleben, hat China in den letzten Jahren der relativ unterentwickelten kulturellen Dimension der Beziehungen zwischen China und der EU, die den langfristigen außenpolitischen Prioritäten des Lands dient, mehr Aufmerksamkeit geschenkt.