Einkommensungerechtigkeit und Stagnation, Arbeitslosigkeit, unsichere Beschäftigung, erhöhtes Armutsrisiko und soziale Ausgrenzung sind die wichtigsten Ursachen für den Anstieg des Populismus im Westen.
Die Menschen haben ein generelles Misstrauen gegenüber etablierten politischen Parteien und Figuren entwickelt und beschuldigen sie, sich ihrer Sorgen angesichts eines empfundenen Verlusts von Sicherheit, Kultur und Identität nicht anzunehmen. Globalisierung, Liberalisierung und Digitalisierung haben den Nationalstaat geschwächt und langsam die Fähigkeit von Regierungen untergraben, die in Identitätspolitik und den Kampf an Nebenschauplätzen verstrickt gewesen sind, sich mit diesen Zerrüttungen zu befassen. Statt der etablierten Parteien haben charismatische populistische Anführer zunehmend von der Wut der Menschen in Europa und Amerika profitiert.
Populismus stellt die größte Bedrohung für die liberale Demokratie dar. Wie David Runciman hervorhebt, der an der Cambridge University Politik und Geschichte unterrichtet, beschäftigen sich Populisten mit den richtigen Kämpfen und Ängsten, aber geben falsche Antworten, indem sie eine schnelle Rückkehr zu einer angeblich intakten und kulturell homogenen Vergangenheit versprechen. Ihre Rhetorik polarisiert die Gesellschaft und erzeugt weitere Angst, was die Wut der Öffentlichkeit eher befeuert als dabei hilft, sie zu überwinden.
Einkommensungerechtigkeit und Stagnation, Arbeitslosigkeit, unsichere Beschäftigung, erhöhtes Armutsrisiko und soziale Ausgrenzung sind die wichtigsten Ursachen für den Anstieg des Populismus im Westen.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass die verlängerte Wirkung der Verheiratung des Westens von liberaler Demokratie mit dem Kapitalismus den langsamen und relativen Abstieg des Westens verursacht hat. China wird populistisch als Sündenbock aufgebaut, um abzulenken von der Wirtschafts- und Legitimitätskrise des Westens und der fehlenden Perspektive, wie die liberale Ordnung und ihr Versprechen von Würde und gleichmäßigem Wohlstand erneuert werden kann. Es gibt noch keine neue Perspektive dazu, denn der Westen hat zunehmend sein eigenes Vertrauen in die liberale Ordnung verloren, was Protektionismus zu einer populistischen Lösung werden ließ. Die sprunghafte Trump-Regierung der USA, Protektionismus und die verlängerte Schuldenkrise in der Europäischen Union mit ihrer tief gespaltenen Wirtschaft und Flüchtlingskrise haben das aktuell fehlende Vertrauen nur noch vermindert und westlichen Liberalismus als wünschenswerten Transformationsweg untergraben.
Peter Nolan hatte recht. China brauchte nicht die liberale Demokratie, um vier Jahrzehnte erfolgreicher Reformen aufrechtzuerhalten und um mit den Zerrüttungen des Kapitalismus zurechtzukommen. Es ist jedoch fraglich, ob eine konzeptuelle Verbindung zu einer fernen Vergangenheit dem modernen China dabei helfen wird, die künftigen Herausforderungen für eine globalisierte und digitalisierte Welt zu bewältigen, zu der es in der Geschichte nichts Vergleichbares gibt. Doch es mag trotzdem immer noch helfen, zu erklären, warum Chinas Regierung, anders als andere autoritäre Regierungen, weiterhin moralisch verpflichtet ist, dem eigenen Volk zu dienen und Wohlwollen zu üben.