Was hat Sie dazu bewogen, sich bei Ihrer Forschung auf das Community-Theater zu konzentrieren?
Mabunda: Ich bin seit über einem Jahrzehnt im Bereich des Community-Theaters tätig und habe in dieser langen Zeit erlebt, wie Künstler:innen von dort in andere Branchen abgewandert sind. Heutzutage arbeiten Künstler:innen des Community-Theaters in Einzelhandelsunternehmen, weil ihre Kunst ihren Lebensunterhalt nicht sichern kann.
Als Kulturproduzentin auf Grassroot-Ebene bin ich frustriert über die Ungerechtigkeiten, mit denen das Community-Theater konfrontiert ist, vor allem über das Finanzierungsproblem und den niedrigen Stellenwert, den es in der Branche einnimmt. Es gibt eine abwertende Haltung gegenüber dem Community-Theater. Mir ist es wichtig, diese Einstellung zu ändern und das Fortbestehen meiner Arbeit ˗ des Community-Theaters ˗ auf lokaler Ebene, in den südafrikanischen Gemeinden zu sichern.
Werfen wir einen Blick auf Ihre Forschung: Was ist Ihr konkreter Schwerpunkt?
Mabunda: Der Schwerpunkt meiner Forschung liegt darauf, zu verstehen, wie das Community-Theater in lokalen Gemeinschaften überleben kann, während gleichzeitig erwartet wird, dass es die Vorgaben der Regierung erfüllt. Ich musste verstehen, welche Strategien von den Künstler:innen angewandt werden, um die Aufmerksamkeit der Regierung zu gewinnen. Daher konzipierte ich die Aufführungen so, dass sie die sozialen Missstände in den Gemeinden und die Herausforderungen, mit denen die Künstler:innen des Community-Theaters konfrontiert sind, aufzeigen.
[...] das Community-Theater [kann] als Instrument genutzt werden, um auf die schmerzhafte Geschichte der Unterdrückung zu reagieren.
Die Aufführungen boten dem Publikum auch die Möglichkeit zur Diskussion möglicher Lösungen für die angesprochenen sozialen Missstände und Herausforderungen, mit denen deutsche und südafrikanische Künstler:innen im Community-Theater konfrontiert sind.
Wie sind Sie bei Ihrer Recherche vorgegangen?
Mabunda: Zunächst musste ich den soziopolitischen und historischen Kontext des Community-Theaters in Baden-Württemberg verstehen. Ich las Bücher, führte Interviews und besuchte Veranstaltungen des Community-Theaters. Ich bin auch selbst aufgetreten, was mir die Möglichkeit gab, am Entstehungsprozess teilzunehmen und zu verstehen, welche Geschichten und Themen die deutschen Kommunen auf der Bühne sehen wollen. Irgendwann war ich überwältigt von den vielen Informationen, die ich durch den Besuch fast aller kommunalen Kunstinitiativen in Stuttgart gesammelt hatte.
Die Gespräche mit dem Team am ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) waren sehr hilfreich, um all diese Informationen zu filtern. Ich spreche von „Team“, weil fast alle meine Kolleg:innen in den gesamten Prozess involviert waren. In der Küche oder im Flur fragte ich sie mitunter: "Erinnerst du mich bitte noch einmal daran, worum es bei meiner Forschung geht?". Alles in allem war der Prozess eine kollektive Teamarbeit, an der alle teilhatten, und das half mir, einen tieferen Einblick in das Community-Theater zu bekommen.