Illustration: Menschen stehen auf einer Weltkarte mit Europa-Flagge unten links.

Europa und seine Tanzpartner

Auf der Bühne der „neuen Welt“ bitten heute immer mehr Kulturen Europa zum Tanz. Diese fernen Kulturen erwarten von Europa eine aktive Bereitschaft, auf Basis der eigenen kulturellen Erfahrung im Buch des anderen lesen zu können und mit ihm einen wirklichen Austausch zu etablieren.

China, das kann man wohl sagen, hat sich in den vergangenen dreißig Jahren sehr viel stärker verändert als in den vergangenen dreitausend. Eine Kultur, in der seit mehr als dreitausend Jahren die gleiche Sprache gesprochen wird, die gleichen Denkmuster und Ideensysteme vorherrschten, hat sich in kurzer Zeit gleich durch mehrere Zeitalter gekämpft und sich rundum erneuert. „Wiedergeboren in Form des Todes heißt erst wirklich geboren werden“, wie es in meinem Gedicht „In Symmetrie mit dem Tod“ heißt, das im Grunde ein Gedicht über Geschichte ist.

Außenstehende können sich diesen Prozess nur schwer vorstellen. Die Wucht der Veränderung auf ideologischem Gebiet übertrifft die äußere Realität bei weitem. Politik ist nur eine Welle im Wind auf dem tiefen Meer der Kultur. Selbst der Begriff „Kommunistische Partei“ ist eine kulturelle Missgeburt, eine Maske, die man sich aus dem Westen geliehen hat, damit die Kaiser darunter das wahre Gesicht ihrer absoluten Herrschaft verbergen können. Ich habe einmal den Titel „Inspiration durch den Albtraum“ gewählt, um das moderne China von der Kulturrevolution bis zur Gegenwart zu beschreiben. Schmerz, der das Fleisch aufreißt und das Herz durchstößt, lässt unser Fragen und Suchen zu einem Symbol für das Leben werden.

Katastrophen gehen nicht einfach spurlos vorüber. Sie eröffnen im Kontext von Realität, Geschichte, Kultur, Sprache, Mentalität und Unterbewusstsein stets tiefere Lagen der Reflexion bis hin zu befremdlichen Gebilden, die verschiedene Lagen in sich vereinen, wie ein chinesisches Schriftzeichen, das keine Konjugation kennt. Und das geht zurück auf die Synchronizität, die dem traditionellen chinesischen Denken eigen ist. Das ist viel verzweifelter als „der Schmerz der Zeit“, es ist nichts als „Zeitloser Schmerz“.

Abgründe menschlicher Existenz

Das Wunderbare an zeitgenössischer chinesischer Literatur liegt in dieser Art von Tiefe. Das hat nichts mit fernöstlicher Exotik zu tun, sondern mit den Abgründen der menschlichen Existenz, der Erfahrung der größtmöglichen „Unmöglichkeit“. Schreiben, das ist Lebenswille, der proklamiert: „Vom – Unmöglichen – anfangen“.

Nachdem ich mit einem Abstand von dreißig Jahren zweimal die berühmte strohgedeckte Hütte des Tang-Dichters Du Fu in Chengdu besucht und still seine berühmten, im Exil verfassten Zeilen, „In zehntausend Meilen oft zu Gast bei der Melancholie“ gelesen habe, weiß ich, dass ich mich mit meinen eigenen Werken nicht in die chinesische Tradition einschreibe, sondern sie vielmehr wiederbelebe.

Du Fus Exil, Dantes Exil und mein eigenes, im Vergleich dazu bescheidenes Exil entsprechen der gleichen Syntax: Mithilfe eines Gedichts extremes menschliches Leid in extreme, kreative Schönheit zu übertragen.

Die heutigen Chinesen müssen aus den Scherben ihrer vergangenen Kultur lernen. Um ihr neues Leben einzuhauchen, müssen sie ihre Grenzen überwinden lernen. Darin liegen die Chancen und die Quellen zur Erneuerung der chinesischen Kultur. Und es ist zu hoffen, dass das den hohen Preis, den China dafür bezahlt hat, wert war.

In der „neuen Welt“ genügt es nicht mehr, wenn die eigene Kultur gerade so weit dehnbar ist, wie es ihre historischen oder geographischen Bedingungen erlauben. Heute ist die aktive Fähigkeit zum Verständnis des Anderen gefragt. Meiner Meinung nach sollte die treibende Kraft hinter diesem Verständnis nicht die Neugier sein, sondern das Wissen um die eigenen Bedürfnisse in Krisenzeiten.

Die heutigen Chinesen müssen aus den Scherben ihrer vergangenen Kultur lernen. Um ihr neues Leben einzuhauchen, müssen sie ihre Grenzen überwinden lernen.

Wenn China noch immer nicht aus dem blutigen Schatten der Zeiten Mao Zedongs herausgetreten ist und die Unfähigkeit seiner neuen Reichen dazu führt, dass sich das Land auf dem internationalen Parkett unweigerlich wie ein Clown aufführt, ist es eine schiere Tragödie, wenn Europa unter dem Druck des Geldes die eigenen Prinzipien des Denkens aufgibt und sich auf diesen so egoistischen wie zynischen Wettbewerb einlässt. Solange die Phrasen von Menschenrechten und Demokratie nichts als Rhetorik im Sinn von „political correctness“ bleiben und keinerlei Verbindlichkeit für unser tatsächliches Handeln haben, bleibt es bei der traurigen Realität: Nichts von all dem, was gesagt wird, ist von Bedeutung, hinter jedem Wort tut sich ein tiefes Loch auf. Das ist vermutlich die größte Krise der menschlichen Zivilisation.

Natürlich ist Geschichte immer schon auch eine Geschichte der Lügen gewesen, doch habe ich den Eindruck, dass die Lügner, mit ihrer Gier nach schnellem Reichtum und Profit, zynischer geworden sind. Nicht nur, dass sie unter den eigenen Lügen nicht leiden, sie empfinden sie sogar als ganz normal. Das folgt einer simplen Logik: Wenn ich den Profit nicht mache, macht ihn ein anderer.

Nichts von all dem, was gesagt wird, ist von Bedeutung, hinter jedem Wort tut sich ein tiefes Loch auf. Das ist vermutlich die größte Krise der menschlichen Zivilisation.

Nehmen wir die ausländischen Firmen, die in China investieren. Sie profitieren davon, dass es in China billige Arbeitskräfte gibt, die weder Sozialversicherungsleistungen beziehen noch Gewerkschaften und Streikrecht kennen. Es wäre übertrieben, hier von zweierlei Maß zu sprechen, denn in Wahrheit gilt nur noch ein Maßstab, nämlich der des brutalsten Wettbewerbs. In diesem Sinn ist China zu einem Symbol der Krise des internationalen Denkens geworden, eine Krise, die die ökonomische erheblich übersteigt. Jeder fühlt sich dem heutzutage hilflos ausgeliefert. Wir sehen dem Verfall zu, ohne etwas daran ändern zu können. Dabei ist das tatsächliche Ausmaß des Problems nur unschwer zu erkennen, und wir können gewiss sein: Es ist weder oberflächlich noch vorübergehend.

Es gebiert Wut und Hass, wie sie sich in Gestalt des Gewehrabzugs von Anders Breivik auf der norwegischen Insel Ytteroy einerseits und der Molotowcocktails in der Hand von schwarzen Kindern im Londoner Stadtteil Tottenham andererseits äußern. Wenn Lügen und Profit alles (inklusive dem meisten von dem, was sich Kunst nennt) zu reinem Dekor verkommen lassen, was soll dann unsere ganze Existenz? Welchen Sinn macht Literatur?

Clown auf internationalem Parkett

Europa hat sich von der eigenen Theorie der geradlinigen geschichtlichen Entwicklung in eine Sackgasse führen lassen. Vielleicht kennt der ein oder andere die Zeile aus dem Gedicht des Tang-Poeten Wang Wei: „Am Ort sein, wo das Wasser aufhört warten, bis die Regenwolke aufsteigt.“ Sie sind Beispiel für eine Synchronizität, die nie aufgehoben wird – am Ende der Welt die Bewegung der Welt sehen. Die Zeit kann nichts verändern. Sie ist wie ein steter Wassertropfen, der in uns hineinfällt und zum Sediment unseres Denkens wird. Jeder Mensch steht immer am Anfang und macht sich Seite an Seite mit dem Kosmos auf den Weg.

Aber wir sollten nicht vergessen, dass es mehr als ein Europa gibt. Ost- und Mitteleuropa waren in diesem Theater einst nichts als „stille Löcher“. Bevor das Ende des Kalten Kriegs sie plötzlich wieder ans Licht der Öffentlichkeit katapultierte, hatten sie lange das Zentrum von Politik und Wirtschaft verlassen, ohne Gedächtnis und ohne Sprache knabberten sie an der Bitternis der Geschichte. Möglicherweise verdanken sich der Scharfblick und die besonnene Urteilskraft der Intellektuellen Osteuropas dieser besonderen Situation.

Anfang Januar 2011 war ich in Warschau, wo ich mich mit Kollegen des polnischen Schriftstellerverbands traf, um über unsere unterschiedlichen Erfahrungen mit dem Kommunismus zu diskutieren.

Dazu gehörte auch ein Austausch über Geschichte und Traditionen, wie über die Rolle des Nationalbewusstseins oder der Kirche während des Kalten Kriegs und ihren Einfluss auf die Gegenwart. Wir stimmten in der Beobachtung überein, dass die Vorstellung von einem datierbaren Ende des Kalten Kriegs völlig abstrus ist, so wie ich es auch einmal in der Abhandlung „Was uns der Kalte Krieg heute noch sagt“ formuliert hatte. Seine Bedeutung geht weit über die Bezeichnung einer historischen Epoche hinaus.

Er steht für eine Situation, die den menschlichen Charakter verändert, und daher bedeutete der Verfall der Macht der kommunistischen Parteien auch nicht gleichzeitig sein Ende. Auch der globalisierte Zynismus der Gegenwart verändert den Charakter. Zumindest wir als Intellektuelle sollten diese ideologische Tragweite nicht übersehen. Ich denke, dass ohne die beiderseitigen Erfahrungen mit den Krisen der Gegenwart der profunde kulturübergreifende Austausch von uns Schriftstellern kaum möglich gewesen wäre.

Ohne Gedächtnis und ohne Sprache knabberten sie an der Bitternis der Geschichte.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich in einem viel breiteren Kontext 2002, als ich eine Reihe von Gesprächen mit dem arabischen Dichter Adonis führte. Das Ergebnis war einfach berückend. Wir stellten überraschend fest, dass das Schicksal der Kreativen, der Denker in der arabischen wie der chinesischen Kultur, trotz aller geographischen Distanz im Grunde ein und dasselbe ist. Im Inneren spielt sich eine komplexe kulturelle Transformation ab, während nach außen die Politik immer schematischer wird. Ob nun in den ideologischen Kämpfen Chinas oder im Palästina-Konflikt, immer werden Wertvorstellungen von Parolen bestimmt.

Kreativer Elan

Mein Nachdenken über China verbindet sich mit der Hoffnung, dass nicht die alte Mentalität von Zerstörung und Kampf wieder auflebt, sondern stattdessen der kreative Elan. Adonis kritisierte den Dogmatismus des Islam, weil er sich eine Erneuerung der arabischen Kultur wünscht.

Unsere Literatur ist zuallererst persönliche Literatur. Darin stellt das poetische Selbst die Fragen, in starkem Gegensatz zum emotional aufgewühlten Lärm der Massen. Der direkte Austausch mit einem arabischen Dichter war für mich einfach wunderbar. Adonis meinte dazu, dass die Vernetzung unserer beiden Welten nicht der Vermittlung durch einen Dritten (wie dem „Westen“) bedarf. Dank der Unabhängigkeit des Denkens findet die Schönheit der Kunst ihre Freunde, ganz gleich, woher man stammt; und sie ermöglicht überdies einen perfekten Austausch auf breiter Ebene.

Die sich so rasend verändernde „Neue Welt“ des 21. Jahrhunderts scheint zu zerfallen, während sie im Stillen doch wieder eins wird. Angesichts der Unbeständigkeit der wechselnden internationalen Kontexte besinnt sich jede Kultur zuerst auf die Neubestimmung ihrer eigenen Position, und das sollte sie auch: sich im Bewusstsein der eigenen Grenzen auf einen sinnvollen interkulturellen Dialog einlassen. Inmitten unzähliger anderer ein „aktiver Anderer“ werden. Aktiv heißt für mich schlicht wach und sensibel.

Ich habe aus meiner persönlichen Erfahrung gelernt, dass zwischen mir und dem alten China im Grunde kein historisch-linear nachweisbares Erbe besteht. Eine lebendige kulturelle Tradition Chinas, wie sie mir vorschwebt, kann ich nur schaffen, indem ich die Ressourcen meines Denkens aus einer Synthese von verschiedenen Zeiten und Orten beziehe, um sie schöpferisch zu erneuern. Dieses unsichtbare „chinesische Andere“ stellt wohl die größte Herausforderung für mich dar. In diesem Sinn sollte sich auch Europa darüber klar werden, dass es mit dem Universalitätsanspruch einer einzigen Kultur lange vorbei ist. Das Vokabular Europas und Amerikas, das die Welt dominiert, ist nur mehr ein Phantom, es sind leere Worthülsen, die oft missbraucht werden.

Die Probleme der Welt sind heute auch Europas Probleme, die globale Realität ist Fleisch und Blut seines Denkens. Man könnte auch sagen, die Welt hat Europa durchdrungen und unauffällig seine Identität durch ihre ersetzt. Diese Hybridisierung setzt sich fort, ob man will oder nicht. Der Unterschied besteht nur noch darin, dass nur ein „aktiver Anderer“ einen fruchtbaren Austausch generiert, während der, der in dieser Situation passiv bleibt, keine Chance hat. Die neue Welt ist eine überdimensionierte Realität und beschwört eine neue Tradition, die in allumfassendem, unabhängigem Denken besteht.

Ideen haben nur einen Nutzen für die ganze Menschheit, wenn sie sich von der Selbstbeweihräucherung in der Nussschale der eigenen Kultur befreit haben.

Die Literatur würde es die „Revolte der individuellen Ästhetik“ nennen. Sie kann nur individuell sein, denn es gibt keine Gruppen. Schließlich gibt es auf politischer Ebene keine starren Gesellschaftsmodelle mehr wie während des Kalten Kriegs. Und auf kultureller Ebene gibt es nicht mehr die eine, universelle Kultur. Mancher würde da von einer nie da gewesenen Verarmung des Denkens sprechen; ich dagegen würde sagen, es ist extrem reich! Niemand muss die Normen für seine Urteile und Entscheidungen aufgeben, er unterzieht sie lediglich aufgrund seiner Kenntnis und seines Verständnisses für andere Kulturen einer Prüfung und wird sie gegebenenfalls revidieren oder vertiefen. Unsere Ideen sind unsere Konvergenz. Sie sind der kleinste gemeinsame Nenner verschiedener Traditionen und Kulturstufen und unterschiedlicher Ausdrucksweisen.

Es ist unwesentlich, welche Art von Kunst, Politik oder Philosophie Gegenstand unserer Reflexionen ist, oder ob es sich um die Akzeptanz bestimmter Religionen handelt. Ideen haben nur einen Nutzen für die ganze Menschheit, wenn sie sich von der Selbstbeweihräucherung in der Nussschale der eigenen Kultur befreit haben, sich herauswagen, um ihren eigentlichen Wert unter Beweis zu stellen. Wenn ich von der Individualität des Denkens spreche, mag das sehr „europäisch“ klingen, aber es handelt sich ebenso gut um eines der wunderbaren Charakteristika des goldenen Zeitalters der chinesischen Philosophie, von Laozi, Konfuzius und Qu Yuan, die alle lange vor der chinesischen Reichseinigung lebten.

Geschichte als konzentrischer Kreis

Ihre Ideen faszinieren mich nicht weniger als die der zahlreichen großen Denker auf unterschiedlichem Gebiet in Europa vor dem Ersten Weltkrieg, einem Zeitalter höchster geistiger Kreativität. Alle zusammen machen sie die Stärke unseres geistigen Besitztums aus. Ich bevorzuge diese von Zeit und Raum unabhängige Vorstellung von Geschichte als einem konzentrischen Kreis gegenüber der Vorstellung von einer linearen Entwicklung. Erst durch die gegenseitige Stimulierung des kreativen Potenzials, das jede Kultur besitzt, kommt das Schöpferische, das internationalem Austausch innewohnt, zustande.

Die neue Welt muss die alten Muster dessen, was man unter Austausch versteht, durchbrechen und nach allen Seiten hin offen sein für Fragen und Inspiration. Als Beispiel möchte ich eine weitere Veranstaltung nennen, an deren Organisation ich vor einigen Jahren beteiligt war. Es war ein Treffen zum Thema „Dialektliteratur“ im winzigen Land Slowenien und inspirierte mich, den aus einem 1,3 Milliarden-Land stammenden chinesischen Dichter, zur Revision der totalitären sprachlichen Tendenzen von zweitausend Jahren chinesischer Literatur. Durch ein Vice-versa- Übersetzungsprojekt eines englischen und eines chinesischen Dichters entstand ein wundervoller Dialog, der an den Kern beider Kulturen rührte. Das schönste war, wie ein in englischer Sprache schreibender afrikanischer Dichter mit seiner Tradition der mündlichen Überlieferung von Geschichten problemlos in einen musikalischen Dialog mit der Tonalität der klassischen chinesischen Dichtung trat.

Schwierigkeit ist ein Synonym für Fähigkeit. Ich habe das Gedicht oft als „einzige Muttersprache“ bezeichnet, das Poetische des Denkens reicht als Formel für die Überwindung von Sprachgrenzen über das Übersetzen hinaus. Sie lässt das „Aktive“ des Menschen perfekt zur Geltung kommen: Tief in ein Problem einzudringen, um daraus neue Erkenntnis zu gewinnen, ästhetische Transzendenz. Jede vollendete Gedichtzeile ist eine „Unmöglichkeit“ und überdies ist sie ein „Anfang“. Je gründlicher das Unmögliche gelingt, desto kraftvoller der Anfang.

Wird uns diese „neue Welt“ letztendlich die von Goethe propagierte „Weltliteratur“ bescheren? Weltliteratur, darunter verstehe ich individuelle Literatur, die vor den allumfassenden Prüfungen der Welt Bestand hat. Sie ist keine Illusion mehr, sie ist längst Wirklichkeit.

Über den Autor
Yang Lian
Dichter

Yang Lian ist chinesischer Dichter, lebt zurzeit in Berlin und gewann 2012 den renommierten internationalen Nonino-Literaturpreis. Er wurde 1955 als Sohn von Diplomaten in der Schweiz geboren und wuchs in Peking auf. 1979 schloss er sich einer Gruppe von Dichtern an, die die Zeitschrift „Jintian“ veröffentlichten. Zurzeit des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens befand er sich in Neuseeland und beteiligte sich von dort aus an den Protesten gegen das Vorgehen der chinesischen Regierung. Kurz darauf wurden seine Werke in China auf die Zensurliste gesetzt und Yang Lian wurde die chinesische Staatsbürgerschaft entzogen. Auf Deutsch erschienen: „Aufzeichnungen eines glückseligen Dämons – Gedichte und Reflexionen“ (Suhrkamp Verlag 2009); „Konzentrische Kreise“ (Hanser Verlag 2013). Und soeben „Die Erkundung des Bösen“ (PalmArtPress 2023).

Kulturreport Fortschritt Europa

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