Brasilianische Verstöße
Südafrika war natürlich das erste afrikanische Land, das die FIFA-Fußballweltmeisterschaft der Männer, im Jahr 2010, ausrichtete, und im Westen wurde ähnlich kritisch wie heute berichtet. Die meisten westeuropäischen Kommentare konzentrierten sich damals auf den Bereich Schiedsrichter und Interna des Fußballs wie die Qualifikationsspiele und sie spielten damit auf die vermeintlich „mangelnde Kompetenz“ Südafrikas an, solch ein Ereignis auszurichten. Interessanterweise listet die Wikipedia-Webseite, die sich mit den Kontroversen um die WM 2010 befasst, auch „Tieropfer“ als Streitpunkt auf. Dieser steht an zweiter Stelle, was auf Ähnlichkeiten mit den aktuellen Kontroversen um Katar verweist. Es scheint, dass kulturelle Praktiken und Überzeugungen zur Zielscheibe von Kontroversen in westlichen Medien und ihrem Publikum werden, wenn sie von der europäischen oder nordamerikanischen Norm abweichen.
Südafrika war 2010 natürlich das erste afrikanische Land, das die FIFA-Fußballweltmeisterschaft der Männer ausrichtete, und im Westen wurde ähnlich kritisch wie heute berichtet.
2022 wird zum ersten Mal ein so bedeutendes internationales Sportereignis in einem muslimischen Land der arabischen Welt stattfinden, im Nahen Osten. Alle früheren Gastgeber seit 1930, dem Jahr, in dem dieser internationale Wettbewerb ins Leben gerufen wurde, waren entweder westeuropäisch oder lateinamerikanisch, mit Ausnahme Südafrikas.
Die westliche Berichterstattung über dieses Ereignis ist vorhersehbar problematisch, und die westliche öffentliche Meinung scheint der Richtung zu folgen, welche die westlichen Medien vorgeben, wenn sie über Katar berichten. Westlicher Chauvinismus und weiße Vorherrschaft triefen aus vielen der angebotenen Berichte und Kommentare.
Katar ist natürlich eine Erbmonarchie, die vom Haus Thani regiert wird. Es ist die Heimat vieler Migranten, die nach Angaben von Amnesty International 90 Prozent der lokalen Arbeitskräfte ausmachen. Das Gesetz des Landes ist die Scharia – das islamische kanonische Recht. Die Infrastruktur für die Weltmeisterschaft zu bauen, verlief nicht ohne Unfälle. Eine Überschrift im Guardian lautete: „6.500 Wanderarbeiter seit der Vergabe der Weltmeisterschaft in Katar gestorben " (Schlagzeile vom 23. Februar 2021). Wir erfahren aus solchen Berichten aber nicht, wie viele Todesopfer andere Weltmeisterschaften in der Vergangenheit verursacht haben, um diese Zahlen ins richtige Verhältnis setzen zu können. Da beinahe alle der Arbeiter in Katar Migranten sind, sollte es uns nicht überraschen, dass es sich bei den Toten um, nun ja, Migranten handelte. Die Tatsache, dass so viele Menschen aus aller Welt nach Katar einwandern, zeigt, wie attraktiv dieses kleine, reiche Land für viele ist. Katar gehört zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen der Welt, und sein Human Development Index von 0,84 gilt als sehr hoch.