Tischtennisplatte mit zwei Tischtennisschlägern auf denen jeweils die chinesische und die deutsche Flagge abgebildet ist.

Zwischen Ping-Pong- und Kricket-Diplomatie

Während der Tischtennisweltmeisterschaft 1971 in Japan freundeten sich die Spieler Glenn Cowan (USA) und Zhuang Zedong (China) an. Daraufhin wurde das amerikanische Team ins Reich der Mitte eingeladen. Seit 1949 war es die erste amerikanische Gruppe, die nach China reiste. Ein Insider berichtet von diesem und anderen Fällen, in denen Sport für Annäherung sorgen kann.

Ein Chinesisch-Lehrer brachte mir die alte chinesische Weisheit bei: „Der erste Schritt ist stets der Beginn einer großen Reise.“ Ein solcher Schritt war für Deutschland und China die im April 2008 zwischen dem deutschen Innenministerium und der Generalverwaltung des Sports der Volksrepublik China unterzeichnete „Gemeinsame Absichtserklärung über die Zusammenarbeit im Sport“. Auch wenn es außer Zweifel steht, dass der Sport und die Sportpolitik zwischen Staaten Barrieren abbauen und einen Beitrag zur Entspannung und zum Frieden leisten können: Im Jahre 2007 gab es massive nationale und internationale kritische Stimmen zur Durchführung der Olympischen Spiele in Peking. In europäischen Städten, unter anderem in Frankreich, hingen chinakritische Spruchbänder und Plakate. Den Höhepunkt erreichten chinakritische Äußerungen mit den Forderungen, unter anderem des damaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Hans Gert Pöttering, der mit einem europäischen Boykott der Olympischen Spiele in China drohte, und darüber hinaus China zu Gesprächen mit dem Dalai Lama aufforderte.

Der damalige deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble ließ sich von diesem Szenario nicht beeindrucken und setzte darauf, dass man durch eine zielgerichtete sportpolitische, bilaterale Zusammenarbeit Brücken bauen kann, die der gegenseitigen Verständigung dienlicher sind als Boykottaufrufe. Als der chinesische Sportminister Liu Peng Mitte 2007 Deutschland bereiste, kam es zu einem offiziellen Treffen zwischen ihm und Wolfgang Schäuble. Ich hatte die Chance, einige Tage die chinesische Delegation zu begleiten. Meinem Vorschlag, ein gemeinsames Abkommen zu entwerfen, stimmte Liu Peng sofort zu und bereits kurze Zeit später stand der Text.

Noch vor Beginn der Olympischen Spiele reiste Innenminister Schäuble – der Zeitpunkt „vor“ den Spielen war ihm wichtig, um die daraus resultierende Dynamik zu nutzen – mit einer entsprechenden Delegation zu sportpolitischen Konsultationen nach Peking. Das dort unterzeichnete Papier mit China ist das bislang einzige von einem deutschen Bundesinnenminister unterzeichnete Abkommen mit einem ausländischen Staat auf dem Gebiet des Sports. In diesem Dokument– wie es übrigens auch bei sonstigen Vereinbarungen des deutschen Innenministeriums mit ausländischen Staaten der Fall ist – das völkerrechtlich gesehen den Charakter eines „Memorandum of Understanding“ hat, unterstreichen beide Seiten, den Austausch und die Zusammenarbeit im Bereich des Sports auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung, Gleichberechtigung und zum gegenseitigen Nutzen sowie unter Achtung der Menschenrechte und des olympischen Geists zu entwickeln.

Unmittelbar nach Unterzeichnung der „Gemeinsamen Absichtserklärung“ erfolgten nunmehr in rascher jährlicher Abfolge in den Jahren 2009, 2010, 2011 und 2013 jeweils von Deutschland und China gemeinsam finanzierte Kongresse, Symposien oder Workshops.

Unter dem Leitmotiv „Der Sport verbindet unsere Staaten“ fand im November 2009 an der Bejing Sport University die erste gemeinsame Veranstaltung statt. Wolfgang Schäuble wies in seinem damaligen Grußwort darauf hin, dass dieses Symposium den Grundstein für einen vollständig neuen Abschnitt der sportpolitischen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und China gelegt habe.

Der Sport wurde häufig als Profilierungsmaßnahme ideologischer Gesellschaftssysteme benutzt.

Ein weiterer Meilenstein einer auf Frieden und Annäherung gerichteten bilateralen Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland war der allererste „Deutsch-Chinesische Sportrechtskongress“ im Oktober 2010 in Bonn. Durch seine international ausgerichtete Besetzung mit Teilnehmern aus China, Deutschland, Belgien, der Schweiz und sogar den USA und seitens der EU-Kommission, wurde er zu einem Erfolg der internationalen sportpolitischen Zusammenarbeit.

Oftmals verlaufen solche Kooperationen mit befreundeten Staaten nach einiger Zeit im Sande. Bei der Volksrepublik China war das nicht der Fall. Etliche sportpolitische Symposien fanden in den folgenden Jahren statt. Dieser Austausch ist deshalb bedeutsam, weil der Sport und die Sportpolitik in einem intensiven Austauschverhältnis zu vielen gesellschaftlichen Bereichen stehen. Hervorzuheben sind hier die Interdependenzen zur Politik, Ökonomie, den Medien und auch zum Bildungssystem. Und ja, der Sport steht in einem ambivalenten Verhältnis zu Frieden und Gewalt. Wie die Geschichte belegt, wurde der Sport häufig als Profilierungsmaßnahme ideologischer Gesellschaftssysteme benutzt.

Im Kalten Krieg wurde der Klassenkampf von der militärischen Ebene in das Stadion gebracht. Ein „sportliches Wettrüsten“ fand statt. Der Kampf um politische Differenzen wurde mit anderen Mitteln und auf anderen Bühnen fortgesetzt.

Schwarz-weiß Fotografie: Chinesische und US-amerikanische Tischtennisspieler treten am 14. April 1972 in Detroit (Vereinigte Staaten) im Herren-Doppel an.
Während der Tischtennisweltmeisterschaft in Nagoya in Japan im Jahre 1971 freundeten sich die Spieler Glenn Cowan (USA) und Zhuang Zedong aus China miteinander an, Foto: Xinhua News Agency | Xinhua via picture alliance

Dennoch, der Sportgedanke, wie er auch für die Olympischen Spiele formuliert ist, bleibt ein friedlicher. Hierbei wird auf den Austausch und das Kennenlernen fremder Kulturen gesetzt und somit auf eine die Staatsgrenzen überschreitende Förderung zwischenmenschlicher Beziehungen.

In diesem Sinne kann der Sport sogar eine diplomatische Vorreiterrolle einnehmen, was anhand des Beispiels der „Ping-Pong-Diplomatie“ im amerikanisch-chinesischen Verhältnis in der Nixon-Ära belegt werden kann. Das politische Verhältnis zwischen dem Reich der Mitte und den USA im Jahre 1971 war denkbar schlecht. Zum einen kämpften Truppen beider Länder zur Unterstützung anderer beteiligter Staaten gegeneinander im Vietnamkrieg und zum anderen steckte noch der Koreakrieg in den Köpfen beider Länder.

Während der Tischtennisweltmeisterschaft in Nagoya in Japan im Jahre 1971 freundeten sich die Spieler Glenn Cowan (USA) und Zhuang Zedong aus China miteinander an. Das Zusammentreffen der beiden Sportler und ihre Freundschaft entwickelten sich dahingehend, dass die chinesische Führung die Amerikaner zu Freundschaftsspielen ins Reich der Mitte einluden (und angeblich gewinnen ließen). Seit 1949 war dieses amerikanische Tischtennisteam die erste amerikanische Gruppe, die in die Volksrepublik einreiste. Als Mao Zedong von diesen Aktivitäten erfuhr, soll er gesagt haben: „Dieser Zhuang ist nicht nur ein guter Tischtennisspieler (er war drei Mal Weltmeister), sondern auch ein guter Diplomat.“ Trotz zahlreicher Bedenken, vor allem auf amerikanischer Seite, unternahmen die Amerikaner die Reise nach China.

Im Anschluss wurde auch eine chinesische Sportdelegation in die USA eingeladen. Einige sagen, es sei ein Baseball-Spiel ausgetragen worden, bei dem überraschenderweise die Chinesen gewonnen hätten. Kurz darauf trafen sich hochkarätige Politiker beider Seiten. Schließlich reiste im Jahre 1972 der damalige amerikanische Präsident Richard Nixon in die Volksrepublik China. Die politischen Beziehungen verbesserten sich seitdem stetig. Bereits im Jahre 1978 wurden offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten aufgenommen.

Nixon äußerte sich später zu seinem Besuch in China mit folgenden Worten: „Dies war eine Woche, die die Welt verändert hat, da das, was wir in der Vereinbarung gesagt haben, keinesfalls so entscheidend sein wird, wie das, was wir in den nächsten Jahren tun werden, um eine Brücke über 16. 000 Meilen und 22 Jahre Feinseligkeiten zu bauen, die uns in der Vergangenheit getrennt haben.“

Im Jahre 1979 wurde China Mitglied des IOC und nahm 1984 in Los Angeles erstmals an Olympischen Spielen teil. Im Jahre 2008 veranstaltete die Volksrepublik zum ersten Mal selbst die Olympischen Spiele, und wie wir heute wissen, werden weitere in China folgen. Es bleibt die Hoffnung, dass die Politiker beider Seiten, den Geist, der mit diesen Spielen verbunden ist, zum Wohl der Menschheit nutzen.

Das etablierte Sportsystem innerhalb eines Staats – und ich meine, das gilt auch für die Bundesrepublik Deutschland – spiegelt dessen Befindlichkeit und Interessen in Sachen Kultur, Politik, soziale Ideologie und Wirtschaft wider.

Schwarz-weiß Fotografie: Der Führer der Kommunistischen Partei Chinas, Mao Zedong, links, und US-Präsident Richard Nixon schütteln sich bei einem Treffen in Peking, China, die Hände.
Im Jahre 1972 reiste der damalige amerikanische Präsident Richard Nixon in die Volksrepublik China. Bereits 1978 wurden offiziell die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten aufgenommen, Foto: ASSOCIATED PRESS | Uncredited via picture alliance

Es läge durchaus nahe, hier auf bestimme Vorkommnisse um gekaufte Weltmeisterschaften und Korruption beim DFB, bei der Fifa oder auch dem IOC einzugehen. Das würde jedoch an dieser Stelle zu weit führen. Fest steht allerdings: Das etablierte Sportsystem eines Landes ist quasi eine Art „Miniatursystem eines Staats“. Macht man sich diese Systematik und seine Phänomenologie politisch zunutze, dann kann durch eine „Sport-Sport-Beziehung“ eine Annäherung einer „Staat-Staat-Beziehung“ erreicht werden. Allerdings erscheint es fraglich, ob nach dem aktuellen, wissenschaftlichen Forschungsstand eine friedenssichernde Funktion des Sports explizit belegt werden kann. Ganz sicher darf man aber von einer Sozialisationsfunktion des Sports und seiner integrativen Funktion ausgehen. In den internationalen Beziehungen haben darüber hinaus Institutionen, wie sie auch der Sport darstellt, eine hohe symbolische Wertigkeit. Hier können wichtige Voraussetzungen geschaffen werden, die für eine friedliche Gestaltung der internationalen Beziehungen notwendig sind.

Neben der bereits angesprochenen „Ping-Pong-Diplomatie“ gibt es aus der Vergangenheit weitere Beispiele, die Möglichkeiten des Sports zur Friedenssicherung aufzeigen. Hier sei nur auf die Rolle des Sports in Südafrika in der Zeit Nelson Mandelas verwiesen, auf die „Kricket-Diplomatie“ im Jahre 2004 zwischen Indien und Pakistan und schließlich auf die Versuche durch entsprechende sportliche, vor allem aber auch sportpolitische Kontakte einen Beitrag zur Lösung des Nahostkonflikts zwischen Israel und Palästina zu leisten.

Einige sagen, es sei ein Baseball-Spiel ausgetragen worden, bei dem überraschenderweise die Chinesen gewonnen hätten. 

In Südafrika wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend Apartheitsstrukturen verfestigt. Sport wurde als politisches Instrument benutzt. Er wurde von einer post-kolonialen Elite betrieben und war in erster Linie für weiße Bürger bestimmt. In der Folge wurde im Rahmen einer internationalen Lobbyisten-Initiative ein Sportboykott dieses Landes gefordert. Von Nelson Mandela sind zur Kraft des Sports und seinen besonderen Möglichkeiten folgende Worte aus dem Jahre 2007 überliefert: „Der Sport hat die Kraft, Menschen zu vereinen so wie sonst kaum etwas. Sport weckt Hoffnung, wo es nur Hoffnungslosigkeit gab. Er reist Rassenschranken herunter. Er lacht in das Gesicht der Diskriminierung. Sport spricht mit den Menschen in einer Sprache, die sie verstehen.“ Die in Südafrika jahrzehntelang bestehende Diskriminierung im Sport hat sicherlich ein Momentum dazu beigetragen, das Apartheits-Regime zu Fall zu bringen. Als Mandela Präsident des Landes wurde, versuchte er die Potenziale des Sports zu nutzen und steckte viel Energie in die Sportentwicklung des Landes.

Im Konflikt zwischen Indien und Pakistan konnte der Sport seine positiven Kräfte ebenso entfalten: Angelehnt an die „Ping-Pong-Diplomatie“ von 1971 wird die Begegnung zwischen Indien und Pakistan im Jahre 2004 auch als „Kricket-Diplomatie“ bezeichnet. Hier sollte durch eine Serie von Freundschaftsspielen der indischen Nationalmannschaft in Pakistan eine Annäherung durch den Sport stattfinden. Erstmals seit 1989 wurden zahlreiche Vereinbarungen über Kricket-Serien getroffen und in der Bevölkerung kam es zu einer Korrektur des wechselseitig vorhandenen Feindbildes.

Auch die im Jahre 2000 gegründete Initiative „Football for Peace“ steckte sich das Ziel, den Sport und größer angelegte und vernetzte Sportprojekte für eine Mithilfe bei der Lösung des Nahostkonflikts zwischen Israel und Palästina dienlich zu machen. Hier kam es vornehmlich mit Unterstützung des Vereinigten Königreichs und zahlreichen jüdischen und arabischen Gemeinschaften zum Aufbau großartiger sozialer Kontakte unter Kindern.

Erfolgreiche Kooperationen auf nichtstaatlicher Ebene durch NGO, Sportverbände, Universitäten oder andere Institutionen auf vielerlei Feldern des Sports gab es bereits. Nun kam die Idee auf, die sportpolitische Zusammenarbeit zwischen dem hierfür in Deutschland für Sport zuständigen Innenministerium, dem israelischen Sportministerium und der staatlicherseits für den Sport in Palästina zuständigen Stelle zu intensivieren. Ziel war bei diesen Überlegungen, möglicherweise auf deutsche Initiative hin gemeinsam mit israelischen und palästinensischen Sportexperten eine Konferenz oder ein Symposium durchzuführen.

An einen Tisch bringen

Der Präsident des IOC bei einem Treffen mit dem Leiter der palästinensischen Delegation, General Jibril Rajoub (links), und Zvi Varshaviak (rechts), Leiter der israelischen Delegation.
Der Präsident des IOC, Jacques Rogge (Mitte), bei einem Treffen mit dem Leiter der palästinensischen Delegation, General Jibril Rajoub (links), und Zvi Varshaviak (rechts), Leiter der israelischen Delegation, Foto: ASSOCIATED PRESS | Anja Niedringhaus via picture alliance

Es ging darum, beide sozusagen „an einen Tisch“ zu bekommen. Im Jahr 2009 gab es ein erstes Zusammentreffen einer Delegation aus dem deutschen Innenministerium und dem israelischen Sportministerium, auf dem die wesentlichen Inhalte einer gegenseitigen Vereinbarung ausgehandelt wurden. Im Oktober 2010 konnte ich in Bonn mit dem israelischen Sportdirektor aus dem israelischen Sportministerium eine erste „Gemeinsame Absichtserklärung zwischen beiden Ministerien“ unterzeichnen.

Wesentlicher Inhalt der Vereinbarung war nicht nur die sportpolitische Zusammenarbeit der Ministerien, sondern auch die gemeinsame Durchführung von Veranstaltungen. Vor dem Hintergrund der politischen Lage entstand schnell die Idee, eine größere, internationale Konferenz durchzuführen, welche die Mediatorrolle des Sports zwischen den Staaten aufzeigen sollte.

So fand im September 2011 in Netanya/Israel am Wingate Institute unter der Schirmherrschaft der UNESCO die erste vom deutschen Innenministerium und dem israelischen Sportministerium gemeinsam veranstaltete internationale Konferenz zum Thema „Sport as a Mediator between Cultures“ statt. Die Konferenz, an der rund 350 Experten aller Staaten aus dem Mittelmeerraum teilnahmen, wurde von der israelischen Sportministerin Limor Livnat und dem im deutschen Innenministerium zuständigen Parlamentarischen Staatssekretär Christoph Bergner hochrangig eröffnet. Leider konnten keine Sportfachleute aus Palästina teilnehmen. Aus Sicherheitsgründen, verlautete es von israelischer Seite.

Da die Konferenz unter der Schirmherrschaft der UNESCO durchgeführt wurde, war auch der damalige Sonderberater des UNO-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden, Willi Lemke, bei der Konferenz anwesend. Mit Unterstützung des UNO-Sonderbotschafters Lemke fuhren wir mit einer deutschen Delegation in einem UNO-Konvoi kurz entschlossen zu General Rajoub zu seinem Privathaus in Ramallah.

Dieser Besuch bei dem Generalsekretär des palästinensischen Hohen Rates für Sport und Jugend, Dschibril Rajoub, in Ramallah bildete die Grundlage für die später getroffene Vereinbarung, die am 18. Juni 2012 auf dem Petersberg bei Bonn unterzeichnet wurde.

Natürlich standen auch bei dieser „Gemeinsamen Absichtserklärung über die Zusammenarbeit im Bereich des Sports“ der gemeinsame Wissensaustausch, die Unterstützung von Trainingslagern und vor allem auch die Bereitschaft im Vordergrund, sich an Projekten zu beteiligen, die der Förderung des Friedens und des Zusammenlebens im Nahen Osten dienen.

Anlässlich der Unterzeichnung der Erklärung auf dem Petersberg nutzte ich die Gelegenheit, gemeinsam mit General Rajoub und dem Botschafter und Leiter der Diplomatischen Mission Palästinas in Deutschland, Salah Abdel, das Wohnhaus Konrad Adenauers in Rhöndorf zu besichtigen. Bei dem Spaziergang durch die „Rosenbeete“ Adenauers war der feste Wille spürbar, die Zusammenarbeit in der beabsichtigten Form fortzusetzen, und die sonore Stimme Rajoubs klingt mir immer noch im Ohr. Angedacht war, einen gemeinsamen Kongress unter der Beteiligung von Deutschland, Israel, Palästina und Jordanien in Amman durchzuführen. In der Folgezeit bemühte ich mich, auch Jordanien hierfür zu gewinnen, aber das letzte Gespräch mit dem jordanischen Botschafter in Berlin 2013 zeigte, dass die aktuellen politischen Beziehungen zwischen den beteiligten Staaten hierfür keinen Raum boten.

Hier zeigte sich einmal mehr: Auch Sportpolitik hat ihre Grenzen. Doch sie kann gerade im Nahen Osten ein wichtiges Instrument zur Friedenspolitik sein, das keinesfalls unterschätzt werden sollte. In diesem Prozess sollten sich auch weiterhin und verstärkt UNESCO, Europarat und auch die Europäische Union engagieren.

Über den Autor
Karl-Heinz Schneider
Experte für internationale Sportpolitik

Karl-Heinz Schneider war 15 Jahre als Referatsleiter im deutschen Innenministerium für die europäische und internationale Sportpolitik tätig und für die Durchführung der „UNESCO Weltsportministerkonferenz“ 2013 (MINEPS) in Berlin zuständig. Derzeit ist er Leiter einer Lehrgruppe in der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung in Brühl im deutschen Innenministerium.

Kulturreport Fortschritt Europa

Der Kultur kommt im europäischen Einigungsprozess eine strategische Rolle zu. Wie steht es um die Kulturbeziehungen innerhalb Europas? Wie kann Kulturpolitik zu einer europäischen Identität beitragen? Im Kulturreport Fortschritt Europa suchen internationale Autor:innen Antworten auf diese Fragen. Seit 2021 erscheint der Kulturreport ausschließlich online.