Der Wandel der Wohlfahrtspolitik in Europa seit den 1980er Jahren setzte dieser Entwicklung jedoch ein Ende. Die Flexibilisierung der Arbeitsmarktgesetzgebung war anfänglich als vorübergehende Kompensation des verschärften Konkurrenzkampfs auf den globalen Märkten gedacht. Sie verstetigte sich jedoch. So entstand der duale Arbeitsmarkt. Seite an Seite mit den wohlfahrtsstaatlich gesicherten Arbeitnehmern existiert heute eine Schaar prekarisierter Arbeitskräfte. Hauptsächlich sind es Frauen. Befristete Verträge, Teilzeit-Jobs, Leiharbeit, bis zum Extrem der "zero-hour contracts" gehören zum Alltag nicht nur auf Baustellen, in Werkstätten, Industriehallen und Kneipen, sondern auch in Verwaltungen, Universitäten und Ministerien. Dazu kommen migrantische Arbeitskräfte in illegalen Beschäftigungsverhältnissen.
Aus demografischen Gründen ist eine geregelte Migration nach Europa notwendiger denn je, da die Anzahl der Beitragszahler bald zu knapp sein wird, um die Rentensysteme in einer alternden Gesellschaft zu finanzieren. Doch unter den gegebenen Bedingungen des dualen Arbeitsmarktes wird sie nur als Konkurrenzpotenzial wahrgenommen. Wütende, verunsicherte und sich abgehängt fühlende autochthone Blue sowie White Collars treffen auf diskriminierte migrantische Schwarzarbeiter. Die Chancen in dieser Situation eine gemeinsame Interessenvertretung aufzubauen, sehen schlecht aus, sodass die gesellschaftliche Spaltung voranschreitet.
Seite an Seite mit den wohlfahrtsstaatlich gesicherten Arbeitnehmern existiert heute eine Schaar prekarisierter Arbeitskräfte.
Dem kommt eine zunehmende Fragmentierung der Mittelschicht hinzu. So spalten sich die aufstrebenden hoch qualifizierten Vertreter der Wissensökonomie zunehmend von den traditionellen Mittelschichten ab, die zu den größten Verlierern der Finanz und Wirtschaftskrise gehören. Ihre Ersparnisse wurden oft vernichtet, ihre Lebensversicherungen büßten wesentlich an Wert ein. In den USA verloren viele zudem ihre Immobilien. Ihre soziale Position und ihr Prestige waren verspielt. Ein Gefühl des drohenden sozialen Abstiegs verbreitete sich wie ein Lauffeuer.